Nazis haben lange Leitern ein Resümee der letzten Wochen
Niedersachsen hat gewählt, das Ergebnis ist wenig überraschend Stephan Weil bleibt Ministerpräsident, für den Landkreis Verden sitzt Dörte Liebetruth weitere 5 Jahre im Landtag, die Wahlbeteiligung ist leicht gesunken von 63,1 auf 60,3 %.
Das nur am Rande.
Die AFD holt in Niedersachsen 8,9 % bei den Erststimmen und 10,9 % bei den Zweitstimmen, im Landkreis Verden überholt der Direktkandidat der AFD Klaus Wichmann sogar seinen Konkurrenten der Grünen.
Schaut man sich die Zahlen im Detail an, gibt es im Landkreis Verden einige Wahlbezirke, bei denen die AFD sogar über 19% der Stimmen erhielt, grob überschlagen heißt das, jeder fünfte hat dort die AFD gewählt.
Wahlbezirk Erststimmen Zweitstimmen
Stadt Achim
Grundschule Uphusen 28,54 % 27,02 %
Astrid-Lindgren-Schule 18,97 % 19,45 %
Gemeinde Dörverden
Wahnebergen 27,39 % 27,69 %
Dörverden 1 und Diensthop 21,40 % 21,76 %
Barme 19,05 % 22,45 %
Hülsen 19,81 % 20,28 %
Gemeinde Kirchlinteln
Kreepen 18,60 % 22,9 %
Stadt Verden (Aller)
Kindertagesstätte Neißestraße 21,64 21,64
Dorfgemeinschaftshaus Scharnhorst 19,07 % 18,47
Samtgemeinde Thedinghausen
Horstedt 20,0 % 21,88 %
Holtum-Marsch 16,85 % 19,32 %
Insgesamt hat die AFD im Landkreis Verden ein plus von 2317 Stimmen im Vergleich zur Wahl 2017. Die pro russische und Angst schürende Politik der AFD verschafft der vom Verfassungsschutz als rechtsextremen Verdachtsfall eingestuften Partei ein dickes Plus an Stimmen. Die Angst vor Energieknappheit und Wohlstandsverlust ist größer als die Angst vor stärkung oder gar Wiederkehr des Faschismus.
AfD-Austritt Christopher Emden „Diese Partei ist keine Alternative, sie ist der Abgrund für Deutschland.“
Mit diesen dramatischen Worten trat der ehemalige AFD-Vieze Niedersachsens Ende Juli aus der Partei aus. Er erhob schwere Anschuldigungen gegenüber seiner ehemaligen Partei, von gekauften Stimmen bis Drohungen gegen seine körperliche Unversehrtheit durch Dritte ist die Rede.
Austrittstext:
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit erkläre ich meinen Austritt aus der AfD zum 31.07.22.
Diese Partei hat nichts gemein mit der Partei, in die ich vor gut fünf Jahren meinte, einzutreten. Es stellte sich zwar schon kurz nach dem Eintritt heraus, dass die AfD deutlich entfernt war von ihren Grundsätzen und Leitbildern. Doch Ansätze als Rechtsstaatspartei, Kämpferin für mehr Demokratie und für die Freiheit, als kompetenter und bürgernaher Gegenentwurf zu den sogenannten Altparteien waren wenigstens ersichtlich und ich war zuversichtlich, dass sich die Partei in die richtige Richtung weiterentwickeln würde. Das passierte jedoch nicht. Im Gegenteil.
Die Partei entwickelt sich beständig weiter nach rechts. Heute können Parteimitglieder Sympathien für rechtsradikale Ideologien, Gruppierungen und Personen bekunden und sich in deren Kreisen aufhalten, ohne dass daran noch irgendjemand in der Partei größeren Anstoß zu nehmen scheint. Personen mit derartigem Gedankengut übernehmen inzwischen Parteiämter und Mandate. Die Zusammensetzung des neuen Bundesvorstandes lässt erahnen, dass dies sogar noch zunehmen wird.
Die Partei entwickelt sich zu einer Versorgungsanstalt für in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindliche Opportunisten und für Personen, die für normale Beschäftigungsverhältnisse außerhalb der Partei untauglich sind. Dies ist inzwischen ausgeprägter als bei den Altparteien, obwohl man eigentlich ein Gegenentwurf dazu sein wollte.
Die Partei entwickelt sich zu einem Sammelbecken für Versager, Gangster und Minderbemittelte. Der Ansatz, der zunehmend ideologiegetriebenen linkslastigen Mainstream-Politik mit Vernunft und Kompetenz zu begegnen, ist inzwischen ad absurdum geführt. Sacharbeit ist kaum vorhanden, da man in dem Bemühen um Posten und Mandate ganz damit befasst ist, den innerparteilichen Konkurrenten zu zerfleischen. Die Bezeichnung als Rechtsstaatspartei ist längst blanker Hohn, da innerparteilich vielfältig gegen geltendes Satzungsrecht und gegen geltende Gesetze verstoßen wird, um für sich oder der jeweiligen Beutegemeinschaft im Kampf um Mandate Vorteile zu generieren. Die Fülle deliktischen Handelns, vor allem von Amtsträgern in der AfD, ist abstoßend.
Seit langem reift schon der Gedanke, diese Partei zu verlassen. Ich blieb zunächst noch, aus Loyalität zu Weggefährten und wegen der, wenn auch beständig schrumpfenden, Anzahl an Parteimitgliedern, die einem noch Hoffnung gaben, in dieser Partei könnte es doch noch zu positiven Entwicklungen kommen. So engagierte ich mich in Niedersachsen noch aktiv gegen den vorherigen, von einer Beutegemeinschaft geprägten Landesvorstand mit seinen Verbindungen in das völkische Lager der AfD und verband mit diesem Engagement die Hoffnung, ein neuer Landesvorstand würde besser sein. Inzwischen muss ich feststellen, dass der neue Landesvorstand in Teilen keinesfalls besser ist. Er ist wieder von einer Beutegemeinschaft geprägt, die andersdenkende und kritische Mitglieder nicht weniger angeht als der vorherige Landesvorstand. Auch hat es den Anschein, dass die Behauptung, man sei konservativ statt völkisch, nichts als hohle Phrasen im innerparteilichen Kampf waren.
Diese Partei ist keine Alternative, sie ist der Abgrund für Deutschland. Sie ist nicht bloß verzichtbar, sie ist, aufgrund der zunehmenden Radikalisierung vieler Mitglieder, sogar gefährlich für unser Land.
Mitglied in dieser Partei zu sein kann ich mit meinen ethisch-moralischen Grundsätzen, mit meiner politischen Ausrichtung und schließlich auch mit meinem Gewissen nicht länger vereinbaren.
Freundliche Grüße Christopher Emden, MdL
Das ZDF interviewte kürzlich den parteilosen ausscheidenden MdL, warum der Reporter nicht nach der Rolle Emdens in der Partei fragte, bei der er fast 5 Jahre Mitglied war, ist rätselhaft. Mehr Hintergründe zu Emden und den Beitrag vom ZDF:
Mehr Hintergründe zum Christopher Emden:
https://mobile.twitter.com/noafd_verohz/status/1397973502955773955
Christopher Emden aus #Oyten strebt nach Macht: Er ist Vorsitzender des KV #Osterholz/ #Verden, stellvertretender Landesvorsitzender und wurde 2017 für die #noAFD in den #niedersächsischen Landtag gewählt. (2/3)
— Gegen die AFD in Verden & Osterholz (@noAFD_verohz) May 27, 2021
Das Interview vom ZDF:
Im Juli legte Martin Hanssen sein Mandat als Ratsherr der Stadt Achim nieder, er begründete diesen Schritt wie folgt:
Ich wollte einen demokratischen Beitrag für unsere Stadt, unser
Land leisten. Ohne Schutz und
Rückendeckung fand die erste Ratssitzung unter persönlicher,
öffentlicher Diffamierung statt, die von
Seiten des Rates unbehandelt blieb.
Mit der Zeit wurde mir klar, dass meine Parteizugehörigkeit als
Mantra galt. Eine Chance, Anträge mit
den Stimmen der „Kollegen“ durchzubringen bestand nicht.
Wahrscheinlich war/ ist hierbei die Sorge
und Angst zu groß, mit der AfD öffentlich in Verbindung gebracht
zu werden.
In der Regel bekommen die Neuen eine Chance, wobei dieses aber nur
möglich ist, wenn Sie durch
die Gruppe akzeptiert und unterstützt sowie geschützt werden.
Herr Rippich hatte völlig Recht mit seiner Aussage, dass es zwei
Fehler im Leben gibt: Nicht
anzufangen, oder etwas nicht zu Ende zu bringen.
Ich möchte meine Verabschiedung aus der Politik mit den Worten
beenden, dass man wissen sollte,
wenn man verloren hat oder keine Chance hat zu gewinnen.
Ich bedanke mich bei Ihnen Herr Ditzfeld für die freundliche Art,
mit der Sie mir entgegengetreten
sind.
Mit großem Respekt und Hochachtung werde ich die Verwaltung der
Stadt Achim in Erinnerung
behalten.
Quelle: Ratsinformationssystem Stadt Achim
Der Automatenkaufmann Joachim Munderloh übernimmt den Posten des Ratsherren als Ersatzperson, um die „AfD-Fraktion im Stadtrat der Stadt Achim” weiterzuführen, die Einführung des Ersatzmitgliedes wird am 13.10.2022 stattfinden. Ob mit der Verabschiedung aus der Politik auch ein Parteiaustritt einhergeht und ob diese Entscheidung mit dem Austritt von Christopher Emden zusammenhängt, ist nicht bekannt.